Angesichts der aktuellen Verschärfung der Tonlage in der Migrationspolitik mahnt die Caritas zur Besonnenheit, um die Ängste in der Bevölkerung nicht weiter zu schüren und warnt vor falschen Versprechungen.
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes Eva Welskop-Deffaa kommentiert: "Die jüngsten Ereignisse von Magdeburg über Aschaffenburg bis Beelitz verstärken in Deutschland ein Unsicherheitsgefühl, das sich in den letzten Jahren durch Corona, Ukraine-Krieg, Cyberangriffe, Naturkatastrophen und Wirtschaftsschwäche aufgebaut hat. Es ist richtig und notwendig, dass die Politik diese Verunsicherungen ernst nimmt. Tragfähige Lösungen brauchen Augenmaß ebenso wie Entschlossenheit und dürfen die Grundrechte nicht schleifen, denen wir seit 75 Jahren Frieden und Freiheit verdanken."
Auch Oliver Müller, Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe im Deutschen Caritasverband, warnt mit Blick auf die aktuellen Vorhaben der Union: "Forderungen wie dauerhafte Grenzkontrollen, Zurückweisung von Schutzsuchenden und verschärfte Abschiebungen verstoßen gegen EU-Recht und Menschenrechte und sind unpraktikabel. Dauerhafte Grenzkontrollen binden Ressourcen, schaden der Wirtschaft und bringen keine Sicherheit. Solche Vorschläge sind europapolitisch verheerend. Nicht umsetzbare Forderungen untergraben das Vertrauen in den Staat. Migrantinnen und Migranten erleben Diskriminierung und Gewalt", so Müller weiter. Er betont, dass rechtsstaatliche Garantien und Menschenrechte unverhandelbar sind. "Diese Prinzipien aufzugeben, schwächt den Rechtsstaat und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger."
Die aktuelle Debatte zahle ein auf ein wachsendes Unsicherheitsgefühl, das Nährboden für Ängste und Orientierungslosigkeit sei. "Als Caritasverband spüren wir in unseren Einrichtungen die Ängste und Sorgen der Menschen sehr genau. Das beginnt in den Kitas, wo wir überforderten Eltern begegnen, erstreckt sich über die Erziehungsberatung, wo Eltern die Corona-Folgen im Verhalten ihrer Kinder nicht allein bewältigen können und geht bis zu Schuldnerberatungsstellen. Gerade Menschen, die ohnehin schon verletzt und bedrückt sind, können von den Unsicherheiten besonders betroffen sein, das gilt nicht zuletzt auch für Menschen mit Migrationshintergrund", so Kreuzfelder. Politik stehe jetzt in besonderer Verantwortung, betont die Caritas. "Dazu gehört nicht zuletzt eine auskömmliche Finanzierung der sozialen Infrastruktur. Es gilt, den Sozialstaat für alle abzusichern."
Deutscher Caritasverband / Harald Oppitz, KNA
"Die Achtung der Menschenrechte, der menschliche und faire Umgang ist unser oberster Auftrag", sagt Caritasdirektor Michael Kreuzfelder. "Die Vorhaben und der Ton der CDU machen immer mehr Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Sorge und Angst. Die positiven Seiten von Migration werden vergessen." In der täglichen Praxis erlebe man doch, wie wichtig Menschen mit Migrationsgeschichte für unsere Stadt sind: "Dazu gehören Personen, die ihre Zeit genutzt haben, um sich als Pflegekräfte zu qualifizieren, Menschen, die als LKW-Fahrer arbeiten, damit es keine Versorgungslücken gibt. Menschen, die sich als Erzieherinnen qualifizieren und die Fachkräfte-Lücke schließen. Und genau diese Menschen bekommen angesichts der aktuellen Debatte Angst um ihre Zukunft. Wir müssen die Ängste aller Menschen ernst nehmen und sie nicht schüren durch reine Symbolpolitik oder kaum umsetzbare Forderungen. Wir brauchen Lösungen, die gesellschaftlich ausgehandelt und rechtlich klar sind. Ängsten begegnen wir am besten mit sozialer Stabilität. Dafür brauchen wir eine funktionierende, finanziell abgesicherte soziale Infrastruktur", so Kreuzfelder.
Die Oberhausener Caritas ist Träger von Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung, hilft Wohnungslosen, Familien, Kindern und Sterbenden und bietet Beratung in allen Lebenslagen. Für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund leistet die Caritas mit Migrations- und Flüchtlingsberatung, Integrationsagentur, Kommunalem Integrationsmanagement und der ökumenischen Initiative "Ich bin da" konkrete Unterstützung.
"Die Oberhausener Caritas steht auf der Seite der Menschen, die Unterstützung brauchen. Wir helfen allen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, egal welcher Religion oder Konfession. Das ist seit 100 Jahren so. Und das wird auch so bleiben", so Kreuzfelder.