Reha-spezifische Ausbildung
In den Werkstätten von Schloss Bellinghoven können die Teilnehmer*innen behindertenspezifische Ausbildungen zur Erlangung eines Berufsabschlusses absolvieren (gemäß § 117 (1) 1 Nr. 1a SGB III i.V.m.). Mit unseren Angeboten möchten wir Jugendlichen und Erwachsenen mit einer psychischen Behinderung durch besondere Hilfen und Förderung die Aufnahme, Fortsetzung sowie den erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung ermöglichen. Hier können junge Menschen, die in der Regel eine Suchterkrankung durchgestanden haben, eine neue Perspektive finden.
Wir bieten eine Ausbildung in fünf Berufsbildern an:
- Tischler*in
- Fachpraktiker*in Holzverarbeitung
- Metallbauer*in Fachrichtung Konstruktionstechnik
- Fachpraktiker*in Metallbau
- Zweiradmechatroniker*in Fahrradtechnik
Wer kann teilnehmen?
Wir arbeiten ausschließlich mit Teilnehmer*innen mit einer psychischen Behinderung, wie Doppeldiagnosen als auch psychische und affektive Störungen, Traumafolgestörungen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen und Borderline-Erkrankung. Die Teilnehmenden der Maßnahme bringen primär psychosoziale Probleme mit, häufig kombiniert mit gesundheitlichen Einschränkungen, die eine Vermittlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt deutlich erschweren.
Ein Großteil der Teilnehmenden bringt aufgrund der Behinderung vielfältige Probleme aus Sozialisation und sozialem Umfeld mit (u.a. Wohnungsprobleme, Suchtmittelmissbrauch). Dies ist oft verbunden mit negativen Erfahrungen mit Mitmenschen als auch mit Schule und schulischem Lernen und daraus entwickeltem Vermeidungsverhalten und Versagensängsten.
Aufnahmeverfahren
Die Teilnehmer*innen werden durch den Reha-Berater einer Arbeitsagentur zugewiesen. Im Einzugsgebiet des Ausbildungsangebotes liegen die Arbeitsagenturen Wesel, Dinslaken, Emmerich, Bocholt, Oberhausen und Duisburg. Für die Aufnahme führt der Reha-Berater zunächst ein Kennenlern-/Vorbereitungsgespräch mit dem/der Teilnehmer*in und (bei Minderjährigen) dessen Erziehungs- bzw. Sorgeberechtigten. Auf dieser Grundlage wird der Förderbedarf im Ausbildungsteam ermittelt.
Dauer der Ausbildung
Die Dauer der Ausbildung variiert zwischen zwei bis dreieinhalb Jahren, s. einzelne Ausbildungs-Porträts. Das Ausbildungsjahr beginnt in der Regel zum 1. August bzw. 1. September. Ein individuell abweichender Ausbildungsbeginn muss der/die Bewerber*in mit dem jeweiligen Reha-Berater der Arbeitsagentur abstimmen.
Praktische Ausbildung
Die praktische Ausbildung findet in den Werkstätten im Schloss Bellinghoven bzw. in Gebäuden in unmittelbarer Nachbarschaft statt. Zur Schreinerei gehören ein Bankraum, weitere Flächen zur Montage und Bearbeitung einzelner Möbelstücke/Produkte sowie ein Maschinenraum, eine Lackierkabine mit Trockenraum und ein Holz- und ein Furnierlager.
In der Metallwerkstatt stehen neben Schweißkabinen und -tischen u. a. folgende Maschinen zur Verfügung: E-Schweißgeräte, WIG Schweißgeräte, Schutzgasschweißgeräte, Rund- und Ringbiegemaschine, Bandsäge und Blechschere, Drehbank, Säulenbohrmaschinen und Bügelsäge, Doppel- und Edelstahlschleifmaschinen, Kompressoranlage, Schmiedeofen samt Amboss und elektrische Handwerkzeuge.
Die Fahrradwerkstatt bietet neben fünf Fahrradmontageböcken auch Spezial-Handwerkzeuge, wie z.B. Schneid- und Fräswerkzeug für Tretlagergewinde, Rahmenkontrollmesslehren, Laufrad- Zentrierständer, eine Standbohrmaschine und einen Kompressor für Luftdruckwerkzeuge.
Betriebliche Praktika
Schloss Bellinghoven verfügt über sehr gute und langjährige Kontakte zu Ausbildungsbetrieben in der Region. So haben die Teilnehmenden der Reha-Ausbildung die Gelegenheit, schon während ihrer Ausbildung bei uns bei betrieblichen Praktika von mindestens 10-15 Wochen Dauer zu zeigen, was sie bereits gelernt haben. Wir helfen jedem/jeder Ausbildungsteilnehmer*in dabei einen geeigneten Praktikumsplatz zu finden. Während dieser Praktika betreuen wir die Teilnehmenden weiterhin. Hierbei kann schon eine Überleitung in den allgemeinen Arbeitsmarkt stattfinden.
Stütz- und Förderunterricht
Alle Auszubildenden erhalten von geschulten Lehrkräften auf Schloss Bellinghoven Stütz- und Förderunterricht. Unser Förderunterricht wird individuell auf jeden Teilnehmenden zugeschnitten und vermittelt z. B. neue Lerntechniken und stellt Zusammenhänge zwischen Ausbildungsinhalten und schulischen Inhalten her. Wir zeigen Lernstrategien auf - das Lernen lernen. Individuelle Lernhemmnisse sollen beseitigt und Teilnehmer*innen zu einem selbstgesteuerten Lernen angeleitet werden.
Beim Stützunterricht helfen wir den Teilnehmenden sich berufsfachliche, aber auch allgemeinbildende Inhalte anzueignen. Dazu gehört auch die Vorbereitung auf die Zwischen- und Abschlussprüfung sowie die Medienerziehung inklusive des computerunterstützten Lernens (E-Learning). Wir möchten gerade dadurch die Teilnehmer*innen zu eigenaktivem, konstruktivem und letztlich selbstverantwortlichem Lernen befähigen.
Sozialpädagogische Assistenz
Eine sozialpädagogische Assistenzkraft begleitet jeden Auszubildenden während der gesamten Ausbildung und stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen der Leitung von Schloss Bellinghoven, Ausbilder*in und Lehrkraft dar. Als (Aus-)Bildungsbegleiter*in bespricht diese gemeinsam mit dem/der Auszubildende*n nächste geplante Schritte, nötige Förderung und tauscht sich regelmäßig mit Ausbilder*in, Lehrkraft des Schlosses, dem psychologischen Dienst sowie externen Partnern (Berufskolleg, Arbeitsagentur, andere Behörden, etc.) aus.
Psychologischer Dienst
Der psychologische Dienst im Schloss Bellinghoven hilft Auszubildenden vor Ort z. B. bei belastenden Problemen oder Krisen. Eine Psychologin mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit Menschen mit psychischer Behinderung unterstützt dann beispielsweise durch Einzelgespräche oder auch anleitende Gruppenangebote. Ebenso ist sie Ansprechpartnerin bei einer Drogenproblematik und bietet Skills-Training für Teilnehmende mit Störungen in der Affekt-/ Gefühlsregulation.
Integration in Arbeit
Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung bei uns möchten wir Teilnehmenden zu einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung verhelfen. Hierfür beginnen wir schon früh während der Ausbildung, indem unsere sozialpädagogische Betreuungskraft entsprechend die Förderung und Zielvereinbarungen regelmäßig mit den Auszubildenden bespricht. Neben den betrieblichen Ausbildungsphasen geben den Teilnehmenden weitere Betriebsbesichtigungen, Teilnahme an Stellenbörsen, die Nutzung von Online- und Printmedien sowie das Auswerten von Stellenanzeigen vertiefte Einblicke in die Anforderungen der Arbeitswelt.
Die Auszubildenden werden vom Team dabei unterstützt, spätestens drei Monate vor Beendigung der Ausbildung die Dienstleistungen der Arbeitsagentur (u.a. Jobbörse) sowie weitere Stellenbörsen zu nutzen. Sie erhalten frühzeitig ein vertieftes Bewerbungstraining, bei dem auch aktuelle Bewerbungsunterlagen gemeinsam vorbereitet werden. Sie werden bis zu sechs Monate nach Abschluss der Ausbildung bei der Vermittlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützt.
Informationen zu unseren einzelnen Reha-Ausbildungsangeboten sind im KURSNET der Bundesarbeitsagentur zu finden. Unten auf dieser Seite bieten wir Kurz-Infos zu jedem einzelnen Angebot und den Direktlink zur Detailseite im KURSNET.