"...und plötzlich überschuldet" lautet das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung 2022 der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände.
Strom, Benzin, Lebensmittel - in den letzten Monaten sind die Kosten für die Lebenshaltung enorm gestiegen. Und die Gefahr dadurch Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen zu können umso mehr. "Der Bedarf an Schuldner- aber auch Insolvenzberatung ist ungebrochen hoch", versichert Stefanie Cera, Schuldnerberaterin der Caritas Oberhausen. Die Caritas fordert daher anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung (30. Mai bis 3. Juni) einen Ausbau der Beratungsangebote in Oberhausen.
"In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe ich 110 Kurzberatungen durchgeführt", berichtet Cera. Die Zahl der Anfragen bleibt hoch: "Ende 2021 hatten wir Wartezeiten von mehreren Monaten auf eine Beratung und mussten sogar kurzfristig einen Aufnahmestopp für die Warteliste vereinbaren", schildert die Beraterin. Die häufigsten Gründe seien inzwischen die steigenden Energiekosten und die Inflation, die dann in anderen Bereichen bis zur Zahlungsunfähigkeit führen. Seit Anfang Februar ist die Warteliste der Schuldnerberatungsliste wieder aktiv - im Schnitt warten Interessierte sechs bis acht Wochen auf einen Termin.
"Häufig sind Menschen aus der Mitte Gesellschaft betroffen und nicht nur Menschen aus dem Niedriglohnsektor oder Empfänger von Grundsicherung", weiß Stefanie Cera. Jede und jeden kann es treffen. "Eine Krankheit, Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen." Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung ist daher gut gewählt: "…und plötzlich überschuldet".
Versorgung mit Beratern zu gering
In Oberhausen ist die Versorgungsdichte mit Beratern in der Schuldner- und Insolvenzberatung zu gering - und im Vergleich auch geringer als in anderen Städten. "Wir brauchen mehr Beratung für Schuldnerinnen und Schuldner - gerade jetzt durch Corona, die Inflation und die gestiegenen Energiekosten mehr denn je", fordert Caritasdirektor Michael Kreuzfelder. Er meint, dass eine einheitliche Finanzierung von Schuldner- und Insolvenzberatung vom Land kommen müsse.
Ein nicht ausreichendes Netz kommt vor allen die Kommunen am Ende teurer zu stehen. "Jeder Verschuldete, dem nicht geholfen werden kann, droht eine zusätzliche Belastung für die Kommunen bei der Sozialhilfe zu werden", argumentiert Kreuzfelder. Schuldner- wie auch Insolvenzberatung seien nachgewiesen wirksame Mittel zur Verhinderung und Bekämpfung von dauerhafter Armut.
Wichtiger Faktor: Prävention bei Jugendlichen
Ein entscheidender Faktor sei die Prävention schon bei Jugendlichen. "Es braucht auch hier mehr Angebote für Jugendliche, für Schulen, um Schulden gar nicht erst entstehen zu lassen. Unsere personellen Ressourcen lassen das nicht zu", so Stefanie Cera. Sie ist sich sicher: "Mit vorbeugender Aufklärung und passenden Hilfe können Schüler fit gemacht und Existenzen gesichert werden."
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände. In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen. In Oberhausen bieten die Diakonie, die Verbraucherzentrale und die Caritas Schuldnerberatung an. Die Schuldnerberatung der Caritas ist wie folgt zu erreichen: Telefon 0208.9404-234 oder per E-Mail schuldnerberatung@caritas-oberhausen.de
Mehr Infos unter www.caritas-oberhausen.de/schulden