Die Regenbogenfahne steht für die Vielfalt von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transidenten in aller Welt.
Der katholischen Kirche bläst in Deutschland gerade ein heftiger Wind ins Gesicht. Missbrauchsskandal, Fragen von Macht und Gewaltenteilung, Rolle der Frau oder Zölibat sind dabei nur einige der vielen Themen, die in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden und bereits zu massiven Kirchenaustritten führen. Mit dem Comingout von 125 kirchlichen Mitarbeitenden wird jetzt ein weiteres Thema öffentlich, das von einem Klima der Angst und Ausgrenzung in der katholischen Kirche zeugt - die Diskriminierung von homosexuellen und transidenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Betroffene aus dem gesamten Bundesgebiet und auch aus dem Bistum Essen machen bei ihrer gemeinsamen Aktion auf ihre massiven Probleme aufmerksam. "Das ist ein wirklich mutiger und ganz wichtiger Schritt aus der Anonymität heraus", lobt Caritasdirektor Michael Kreuzfelder die Aktion und den Mut der Initiatoren. "Mit ihrem Comingout haben Betroffenen eine schon längst fällige Diskussion angestoßen".
In den caritaseigenen Leitlinien lasse man für derartige Formen von Ausgrenzung bis hin zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen keinen Millimeter Platz. Dort heißt es unter anderem: "Vielfalt bedeutet, dass bei uns Menschen unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer und sozialer Herkunft, Behinderung, Religion und Weltanschauung, Alter sowie sexueller Orientierung und Identität arbeiten." Kreuzfelder fasst hier zusammen: "Als Caritasverband respektieren wir die persönliche Lebensführung und Privatsphäre unserer Mitarbeitenden". Diese Haltung beruhe auf der christlichen Überzeugung von der bedingungslosen Liebe Gottes zu allen Menschen in ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt. "Umso weniger verständlich ist die bisher vielfach praktizierte Ausgrenzung", ärgert sich Michael Kreuzfelder und hofft, dass mit der Comingout-Aktion nun endlich eine neue Richtung innerhalb der Kirche eingeschlagen wird. "Wir werden uns hier jedenfalls nachdrücklich für einen neuen Umgang mit Betroffenen einsetzen - und die ersten Reaktionen aus unserem Bistum zeigen bereits, dass man auch dort diesen Weg mitgeht".